Zeitspiel - polis-Presseschau

1  |  2  |  »  |  Letzte [ Nach unten  |  Zum letzten Beitrag  |  Thema abonnieren  |  Neueste Beiträge zuerst ]


redaktion
Administrator

44, Männlich

Beiträge: 2408

Zeitspiel - polis-Presseschau

von redaktion am 02.02.2011 09:41




Presseschau vom 02.02.2011



Friedlicher Protest unter Militärbeobachtung in Kairo


Zeitspiel

Ägyptens Präsident Mubarak spielt auf Zeit. Er werde zu den Wahlen im September nicht mehr kandidieren erklärte er in einer gestrigen Ferneshansprache. In Kairo waren derweil mehr als eine Million Menschen auf den Straßen und forderten seinen sofortigen Rücktritt.





faz.net

Kein Rücktritt, aber Verzicht auf weitere Amtszeit

… Der ägyptische Staatspräsident Husni Mubarak bewirbt sich bei der Präsidentenwahl im September nicht um eine weitere Amtszeit. Im Staatsfernsehen behauptete der 82 Jahre alte Machthaber am späten Dienstagabend, er habe nie vorgehabt, noch einmal anzutreten. Doch werde er seine im September endende Amtszeit zu Ende bringen.
Seine letzten Monate als Präsident wolle er nutzen, um die „friedliche Übergabe der Macht“ an die neue Regierung zu überwachen. …




spiegel.de

Mubaraks Rückzugsplan provoziert Regimegegner

… Die Demonstranten auf dem Tahrir-Platz in Kairos Zentrum ließen ihren Präsidenten gar nicht erst ausreden. Gegen 23 Uhr (Ortszeit) harrten dort nach den größten Protesten in der Geschichte Ägyptens noch immer Zehntausende Regimegegner aus. Und kaum hatte Husni Mubarak am Dienstagabend die ersten Minuten seiner Rede im Staatsfernsehen absolviert, ging seine Stimme in einem lauten Pfeifkonzert unter. "Hau ab, hau ab", skandierten die Menschen. Oder: "Das ist uns nicht genug, damit kommst du nicht davon." …




taz.de

Mubarak enttäuscht sein Volk

… Mubaraks Sturheit könnte nun ein Umschlagen der friedlichen Proteste in Gewalt zur Folge haben, befürchtet man nun in Washington. Schließlich schwor der bedrängte Präsident, er werde die Ordnung wiederherstellen. Dafür müsste er seine verhasste Polizei einsetzen, die in 30 Jahren Ausnahmerecht willkürliche Verhaftungen vornehmen und Festgenommene ohne Anklage in Gefängnissen verschwinden lassen konnte. …




sueddeutsche.de

Obama drängt Mubarak zur Abgabe der Macht

… US-Präsident Barack Obama hat Ägyptens Präsidenten Hosni Mubarak in einem persönlichen Gespräch gedrängt, sofort den Weg zur Demokratie freizumachen. "Ein geordneter Übergang muss bedeutungsvoll sein, muss friedlich sein und muss jetzt beginnen", sagte Obama in Washington. Er habe dies in einem Telefonat mit Mubarak nach dessen Rede verdeutlicht. "Er erkannte an, dass der gegenwärtige Zustand nicht aufrechterhalten werden kann." ...

Foto: taz.de/dpa

Antworten

Trotzki

44, Männlich

Beiträge: 25

Re: Zeitspiel - polis-Presseschau

von Trotzki am 02.02.2011 17:15

Wir sollten für jeden Tag, den Mubarak durchhält, dankbar sein. Ein Machtvakuum wäre das Letzte, was wir dort gebrauchen können. El Baradei ist ein Theoretiker, der nicht zum Regierungschef taugt und jemand anderes ist nicht in Sicht.
Obama sollte vorsichtig sein mit seinen Ratschlägen, wenn er die Problemlösung nicht schon mit der Armeeführung geklärt hat. So berauschend gut waren seine Werke in der gesamten bisherigen Amtszeit nicht, dass man ihm unumschränkte Kompetenz zugestehen könnte.

Antworten

victor

44, Männlich

Beiträge: 58

Re: Zeitspiel - polis-Presseschau

von victor am 02.02.2011 19:22

trotzki,

ich bin mir nicht sicher wen du mit "wir" meinst.

du scheinst davon auszugehen, dass ein korruptes vasallensystem seinen nutzwert für die, die bislang die fäden zogen bitteschön bis zum letzten atemzug seinen job machen sollte. gegen jede vernunft! auch gegen deine! schließlich hälst du dich ja für einen pragmatiker. dass du ein pragmatiker der inhumanität bist muss mich dabei jetzt noch nicht einmal stören. mich wundert wie politisch unzulänglich, ja dumm, du sogar bist. wenn millionen menschen schon auf der straße sind und alle beteiligten wissen, dass eine veränderung nicht zu stoppen, auch nicht hinauszuzögern ist, dann weiss der einigermaßen politikfähige "begleiter", dass es aber subito darum geht, den anstehenden wandel zu erkennen und klugerweise zu nutzen. das tut obama! das ist in jeder beziehung richtig! wenn ein politiker nicht begreift, was die stunde geschlagen hat, verliert er seine berechtigung zu agieren: seine macht! dass dir obama aufstösst, ist dein nach wie vor unverdautes problem. dass du nicht in der lage bist, gerade aus seinem wahlsieg schlüsse zu ziehen, übertragbare schlüsse, macht dich lächerlich. dem ägyptischen volk die souveränität absprechen zu wollen, macht dich zum politischen outlaw. 80 millionen menschen deiner kleingeistigen interessenlage unterstellen zu wollen, zum größenwahnsinnigen. willst du eigentlich ernst genommen werden?

mit deinem "wir" bist du sehr allein.

deine politische analytik ist in islamophober stumpfreaktion verkümmert. wer stagnatives regimeverhalten als politische zukunft verkaufen will lebt immer in der vergangenheit - ist halt ein reaktionär.

dein "beurteilen" ist übrigens auch ökonomisch, dort willst du dich ja zuhause fühlen, kompletter unsinn!

Antworten

phantadu

-, Weiblich

Beiträge: 723

Re: Zeitspiel - polis-Presseschau

von phantadu am 02.02.2011 20:44

Ich weiß nur eines: Das ist eine Revolution, die den gesamten Islam reformieren und modernisieren wird, denn es sind die Jungen, die endlich diese Hierarchien durchbrechen und Demokratie fordern. Das, was jetzt geschieht, hat eine unfassbare Kraft und wird die Welt fundamental verändern. Ich freu mich riesig!:D

Antworten

Trotzki

44, Männlich

Beiträge: 25

Re: Zeitspiel - polis-Presseschau

von Trotzki am 02.02.2011 21:30

Zuerst mal zu Phanta. Diese Revolte wird in keiner Weise den Islam modernisieren. Ganz im Gegenteil. Es gibt den (bis jetzt im Schach gehaltenen) fundamentalistischen islamischen Strömungen neue Perspektiven. Sie werden im Falle eines Machtvakuums in die Lücke stoßen, denn sie sind die einzig Organisierten, die sofort ihre Strukturen entwickeln können. Dabei erhalten sie Unterstützung aus dem Iran.
Ich gebe dir insofern recht, dass das die Welt verändern wird, denn dann folgt der gesamte Maghreb diesem Vorbild. Wir sehen die Anzeichen dafür schon in Algerien. Marokko ist ebenso gefährdet. Das sind bisher Stabilisatoren, die ausgezeichnet mit Europa zusammen arbeiten. Wenn das wegbricht, gewinnen die Fundamentalisten die Oberhand. Zu einer Befreiung der Völker führt es nicht, eher zu einem noch mehr reglementierten und eingeschränktem Leben.
Sollte dadurch Israel in Gefahr geraten, wäre Amerika zur Intervention verpflichtet. Das wollen wir uns lieber nicht wünschen.
Bisher hat sich das ägyptische Militär nicht gegen Mubarak entschieden. Hoffentlich hält es durch, bis es aus den eigenen Reihen einen fähigen General auf den Stuhl setzen kann. Alles andere wäre fatal. Die Proteste werden nach ein paar Zugeständnissen enden. Eine Frage von Tagen.

Antworten

Alter_Sack

65, Männlich

Beiträge: 69

Re: Zeitspiel - polis-Presseschau

von Alter_Sack am 02.02.2011 21:42

Was hältste denn von Mubarak junior?

Antworten

Trotzki

44, Männlich

Beiträge: 25

Re: Zeitspiel - polis-Presseschau

von Trotzki am 02.02.2011 21:50

Hallo victor, natürlich sehe ich die Chancen und Risiken dieser Vorgänge in der Abwägung. Risken ergeben sich jede Menge, Vorteile für den Westen wohl kaum. Das ist aber das Primäre für mich.
Du weißt so gut wie ich, dass die Million bei einer Demonstration nicht wieder erreicht wird. Das ist auch nicht wichtig dort, denn die Macht hat der, der die Waffen hat. Glaubst du wirklich, wie Phanta, dass die Proteste aus dem Nichts gekommen sind? Organisiert via facebook oder Twitter? Doch wohl nicht. Da stecken Iran und vielleicht die Saudis dahinter. Ägypter nehmen Geld für`s "Guten Tag" sagen. Die gehen nicht in Massen für lau auf die Straße. Dazu kenne ich sie zu gut. Zumindest die Anführer werden bezahlt.
Es muss und wird Reformen geben, aber keine Demokratie, wie wir sie kennen. Dazu ist Ägypten nicht reif. Obamas Zwischenruf treibt die USA vielleicht in einen neuen Krieg im nahen Osten. Dazu werden ihn die amerikanischen Juden zwingen, wenn wieder Rufe nach der Vernichtung Israels laut werden. Auf CNN laufen stündlich Übertragungen aus Kairo, wo genau das skandiert wird.
Mir ist ein unterdrücktes ägyptisches Volk lieber, als neue Handelsbeschränkungen oder andere Sanktionen gegen eine Vielzahl von Staaten. Wir leben von einer funktionierenden Wirtschaft, nicht von edlen Gefühlen.
Nimm mich ernst oder nicht. Das ist deine Entscheidung. Bis jetzt lesen wir alle aus dem Kaffeesatz. Ich hoffe, dass ich Recht behalte. Aus Sorge.

Antworten

Trotzki

44, Männlich

Beiträge: 25

Re: Zeitspiel - polis-Presseschau

von Trotzki am 02.02.2011 21:53

Säckchen, wer Mubarak heißt, hat keine Chance mehr. Der Name ist verbrannt für die nächsten 10 Generationen.

Antworten

redaktion
Administrator

44, Männlich

Beiträge: 2408

Re: Zeitspiel - polis-Presseschau

von redaktion am 02.02.2011 22:08

trotzki,
dass wir alle im augenblick nicht wissen was genau passieren wird ist richtig!
eines aber ist sicher: es wird keine rückkehr zum mubarack-system geben! nicht einmal du solltest dir das wünschen.
ich möchte, dass der kampf der ägyptischen opossition in eine situation führt, die erst einmal offen für demokratische entwicklung/strukturen ist. sogar inclusive islamischer kräfte!

Antworten

victor

44, Männlich

Beiträge: 58

Re: Zeitspiel - polis-Presseschau

von victor am 02.02.2011 22:17

trotzki,
mal abgesehen von dem was da im augenblick dort passiert, geht es nicht mehr einfach nur darum, dass wir das mit welcher sicht auch immer, nur "beobachten" .... wir(!!!) haben mal zu realisieren, dass:
die freiheit unserer achso hochgehaltenen demokratie und unserer werte und unserer sicherheit nicht am hinukusch verteidigt wird ... sondern von ägyptischen demonstranten gegen von uns seit jahrzehnten gepäppelten antidemokraten.
es ist eine schande!

Antworten
1  |  2  |  »  |  Letzte

« zurück zum Forum