"Vor den Toren Europas? Das Potenzial der Migration aus Afrika"

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"Vor den Toren Europas? Das Potenzial der Migration aus Afrika"

from redaktion on 01/27/2010 05:04 PM




"Vor den Toren Europas? Das Potenzial der Migration aus Afrika" lautet der Titel einer aktuellen Forschungsstudie, die das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, Nürnberg, im Auftrag des Bundesministeriums des Innern erstellt hat. Der Forschungsbericht ermöglicht eine qualitative Einschätzung künftiger Migrationsbewegungen aus Afrika in Richtung Europa.



Vor den Toren Europas?

Zwischen Afrika und Europa, insbesondere der Europäischen Union, herrscht ein maximales Wohlstandsgefälle. Soziale, ökonomische und politische Unterschiede zwischen beiden Regionen sind häufig ausschlaggebend dafür, die eigene Heimat nach Abwägung der Vor- und Nachteile von Abwanderung und Ortsbindung zu verlassen. Die vorhandene Abwanderungsbereitschaft in einer Region ist das Migrationspotenzial, das aber nur ungefähr bestimmt werden kann. Die qualitative Studie "Vor den Toren Europas?" des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge analysiert das Migrationspotenzial von Afrika nach Europa.

Frankreich, Italien und Spanien sind die bevorzugten Zielländer

Von den bisherigen Migrationsströmen aus Afrika nach Europa ausgehend dürften Frankreich, Italien und Spanien auch zukünftig die bevorzugten Zielländer afrikanischer Migration bleiben. In diesen drei Ländern liegen Anteil und Zuwanderung afrikanischer Bevölkerung schon auf hohem Niveau.
Die Zuwanderung aus Afrika dürfte auch zukünftig vor allem zum Zweck des Familiennachzugs und der Ausbildung erfolgen. Zudem ist zu erwarten, dass auch die Arbeitsmigration (Hoch-)Qualifizierter nach Europa ansteigt. Kriege, interne Konflikte sowie humanitäre Krisen und Umweltkatastrophen können das Flucht- und Asylpotenzial von Afrika nach Europa zusätzlich erhöhen.
Analysen für Deutschland haben ergeben, dass das Migrationspotenzial und die tatsächliche Zuwanderung aus Afrika nach Deutschland auf geringem Niveau (20.000 - 35.000 pro Jahr) verbleiben dürften. Die Anzahl an Personen mit afrikanischem Migrationshintergrund in Deutschland wächst aufgrund von Geburten und in geringerem Maße durch Zuwanderung.
Abwanderungsmotivationen abhängig von demographischen, ökonomischen, politischen und ökologischen Faktoren.

Starkes Bevölkerungswachstum

Afrika weist im internationalen Vergleich ein ausnehmend starkes Bevölkerungswachstum auf. Die Geburtenrate liegt in Afrika bei 4,6 Kindern je Frau. Das führt auf dem Kontinent zu einer sehr jungen Altersstruktur: jeder fünfte Afrikaner ist zwischen 15 und 24 Jahren alt, 41 Prozent der Bevölkerung ist unter 15 Jahre alt. Die afrikanische Bevölkerung wird sich bis zum Jahr 2050 verdoppeln. Statistiken der UN prognostizieren einen Anstieg von derzeit einer Milliarde auf knapp zwei Milliarden Menschen.

Fehlende Ausbildungs- und Arbeitsmarktchancen

Fehlende Ausbildungs- und Beschäftigungschancen sind bei einer wachsenden Erwerbsbevölkerung von entschiedener Bedeutung. Trotz des Wirtschaftswachstums der vergangenen Jahre sind Armut und (Jugend-)Arbeitslosigkeit in Afrika sehr hoch. Es wird geschätzt, dass 55 Prozent der erwerbstätigen Afrikaner unterhalb der Armutsgrenze von 1 US-$ Einkommen pro Tag leben. Etwa 80 Prozent der afrikanischen Bevölkerung müssen mit weniger als 2 US-$ pro Tag auskommen.

Politische Instabilität führt zu weiterer Abwanderung

Regierungsversagen, Instabilität, politische Verfolgung und Menschenrechtsverletzungen dürften die Abwanderungsmotivation weiter erhöhen, denn eine schnell voranschreitende Demokratisierung der zumeist autoritären afrikanischen Regimes und damit eine politische Stabilisierung der afrikanischen Staatenwelt ist in absehbarer Zeit nicht zu erwarten. Zusätzlich verhindert die politische Instabilität in den meisten afrikanischen Regionen dringend benötigte internationale Investitionen.

Klimawandel lässt Existenzgrundlage schwinden

Der voranschreitende Klimawandel, der wachsende Bevölkerungsdruck auf natürliche Ressourcen und fehlende ökologische Nachhaltigkeitspolitik verstärken den Wassermangel sowie die Degradation der Böden. Das Schwinden der Existenzgrundlage wird immer mehr Menschen zum Verlassen der angestammten Region zwingen.

Innerafrikanische Migrationsströme bleiben vorherrschend

Das Migrationsgeschehen auf dem afrikanischen Kontinent zeigt, dass nahe gelegene afrikanische Regionen die bevorzugten Ziele von Flucht- und Asylmigration sind. Auch Umweltmigranten ziehen hauptsächlich in ökologisch intaktere Nachbarregionen oder in die nächste größere Stadt um Arbeit zu finden. Dieser Trend innerafrikanischer Migration dürfte weiter anhalten. Ob das afrikanische Migrationspotenzial aber weiterhin größtenteils auf dem Kontinent verbleibt, ist abhängig von der Aufnahmekapazität der innerafrikanischen Zielregionen, wie dem südlichen Afrika und Nordafrika.


Zur Studie:
Vor den Toren Europas? Das Potenzial der Migration aus Afrika

Reply Edited on 03/28/2010 02:00 PM.

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