Theologe Schorlemmer gegen Papst-Rede im Bundestag

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Theologe Schorlemmer gegen Papst-Rede im Bundestag

von redaktion am 19.09.2011 18:13

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Theologe Schorlemmer gegen Papst-Rede im Bundestag:

"Papst, der nicht mit Kritikern redet, ist kein großer Brückenbauer"


Schorlemmer

Leipzig (ots) - Leipzig. Der evangelische Theologe Friedrich Schorlemmer lehnt den geplanten Auftritt des Papstes im Bundestag entschieden ab. "Der Plenarsaal ist nicht der Ort für den Papst. Dort wird debattiert und nicht dekretiert. Hier gilt nicht: Rom hat geredet, die Debatte ist zu Ende", sagte Schorlemmer der "Leipziger Volkszeitung" (Dienstag-Ausgabe). Er wolle zwar nicht ausschließen, dass Benedikt XVI. etwas zu sagen habe und dass die Weltkirche diese Chance nicht verschenkt. "Aber ein Papst, der nicht mit seinen Kritikern redet, wenn er nach Deutschland kommt, der versäumt es, der Pontifex Maximus, der große Brückenbauer zu sein."

Zugleich äußerte der Wittenberger Theologe kurz vor dem Deutschland-Besuch des Papstes die Hoffnung auf mehr ökumenische Signale. "Ich denke, dass er in seinem Gepäck nicht nur herrliche Gewänder für eine barocke Fernsehinszenierung hat und angetrocknete Dogmen mitbringt. Ich hoffe darauf, dass er vielleicht auch eine Idee im Gepäck hat, wie die Einheit der Kirche in versöhnter Verschiedenheit gelingen kann", sagte Schorlemmer. Es gehe bei aller Kritik am Papsttum und der katholischen Kirche nicht um eine Abneigung gegenüber katholischen Christen. "Uns eint weit mehr, als uns trennt. In Rom gibt es Leute, die dies beargwöhnen. Aber: die Freiheit der Christen beider Konfessionen ist auf Dauer stärker als die Verbote aus Rom." Er selbst wolle keineswegs seinen "persönlichen Respekt dem Bischof von Rom verweigern".

Bislang allerdings seien ihm die ökumenischen Signale Benedikts zu schwach. Auch der Besuch des Papstes im Augustinerkloster in Erfurt und der Aussprache mit führenden deutschen Protestanten seien allenfalls ein Symbol. "Trippelschritte sind noch keine Schritte. 35 Minuten Gespräch sind wenig, zumal es danach keine Erklärung geben soll. Es wird an einem protestantischen Traditionsort geredet, ohne dass es danach der Rede wert sein soll", kritisierte Schorlemmer. Dabei dränge vieles. "Wenn wir eucharistische Gastbereitschaft wollen, dann fordern wir doch keine dogmatischen Revisionen, sondern setzten Christen in die Freiheit ihrer eigenen Entscheidung, die Einladung des jeweils anderen anzunehmen. Das Abendmahl kommt aus der offenen Tischgemeinschaft Jesu und nicht aus der priesterlichen Verwaltung."

Ein starkes ökumenisches Zeichen des Papstes wäre es vielmehr, den Kirchenbann über Luther nach fast 500 Jahren aufzuheben. "Dieser Schritt ist überfällig. Mit der Bannaufhebung würde deutlich werden, dass Luther ja keine Kirchenspaltung wollte. Er wollte Reformen und die stehen uns immer an, Katholiken und Protestanten." So wäre es auch eine Würdigung des Reformators gewesen, wenn Benedikt XVI. auf seiner Deutschland-Reise die Wartburg besucht hätte. "Er hätte dort Luthers Konzentration auf die Bibel würdigen können, das verbindet uns doch. Wenn er dort gesagt hätte, dies sei ein Geschenk eines Zwangsversteckten gewesen, das Evangelium der Freiheit allen in einer wunderbaren Sprache nahe zu bringen. Mehr hätte es gar nicht gebraucht. Warum kann nicht auch mal ein Papst Luther würdigen, so wie ich als Protestant Papst Johannes XXIII. würdige?", so Schorlemmer.

Antworten Zuletzt bearbeitet am 19.09.2011 18:14.

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