Terrorbekämpfung im Jemen ist ein Alptraum

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Terrorbekämpfung im Jemen ist ein Alptraum

from redaktion on 01/06/2010 12:12 PM




Terrorbekämpfung im Jemen ist ein Alptraum
Von Anne-Beatrice Clasmann, dpa

Seit bekannt ist, dass das vereitelte Flugzeugattentat vom Weihnachtstag im Jemen vorbereitet wurde, machen amerikanische Parlamentarier, selbsternannte Experten und jemenitische Minister täglich neue Vorschläge, wie man den El-Kaida-Terroristen in dem südarabischen Land den Garaus machen könnte. Doch die Terrorbekämpfung im Jemen ist nicht nur schwierig. Sie ist ein Alptraum.

Denn die Staatsmacht, die im Norden Krieg führt gegen schiitische Rebellen und bei Protesten der Separatisten im Süden auf Demonstranten schießen lässt, ist zu schwach, um das gesamte Land zu kontrollieren. Deshalb können die Terroristen in einigen Stammesgebieten, die ähnlich wie Teile von Pakistan als «rechtsfreier Raum» gelten, mehr oder weniger ungehindert operieren. Dass westliche Staaten eigene Agenten und Soldaten schicken, um Jagd auf militante Islamisten zu machen, will Präsident Ali Abdullah Salih aber trotzdem nicht. Denn dann würde er riskieren, dass ihn viele Jemeniten als «Marionette der Ausländer» ansehen. Und dies könnte wohlmöglich das Ende seiner bereits 32 Jahre währenden Amtszeit bedeuten.

«Wenn die USA darauf bestehen, Truppen in den Jemen zu schicken, wird sich das gesamte jemenitische Volk der El Kaida anschließen», hatte der islamische Prediger Schawki al-Kadhi, der als Abgeordneter in Sanaa im Parlament sitzt, in der vergangenen Woche gewarnt. Schon die Präsenz der amerikanischen Sicherheitsberater, die im Hauptquartier der Anti-Terror-Polizei in Sanaa regelmäßig vorstellig werden, ist aus der Sicht vieler Jemeniten eine Einschränkung ihrer Souveränität. Selbst nach dem El-Kaida-Selbstmordattentat auf das Kriegsschiff USS Cole vor der jemenitischen Küste im Oktober 2000, bei dem 17 US-Marinesoldaten getötet worden waren, hatte die jemenitische Regierung die amerikanischen Ermittler in der Hafenstadt Aden bei ihrer Arbeit behindert.

Nach Einschätzung der jemenitischen Sicherheitskräfte konzentrieren sich die El-Kaida-Terroristen vor allem auf das Abijda-Tal in der Provinz Marib sowie die Regionen Schabwa, Al-Jawf und Abjan. «Dort wagt sich niemand hin, der nicht von dort stammt», erklärt ein Journalist aus Sanaa.

Nachdem sich herausgestellt hatte, dass der auf einem Flug nach Detroit von Passagieren überwältigte Nigerianer im Jemen indoktriniert und als Selbstmordattentäter angelernt worden war, warnte die Regierung die Stammesführer des Landes zwar davor, die El-Kaida-Terroristen vor dem Zugriff des Staates zu schützen. Kurz darauf veröffentlichten die Staatsmedien einen Aufruf von Stammesführern aus der Provinz Marib. Darin gelobten diese aber nicht, die Staatsmacht künftig bei der Terrorfahndung zu unterstützen, sondern forderten nur mehrere namentlich genannte Terroristen auf, die Provinz zu verlassen, um Luftangriffe der Armee auf Ziele in Marib abzuwenden.

«Der Jemen beherbergt jetzt nicht nur Lager der El Kaida, sondern auch ihre Anführer, Planer, Förderer, Freiwillige für Selbstmordattentate, Sprengstoffexperten und Zentren für Propaganda», resümierte am vergangenen Wochenende ein Kommentator der arabischen Zeitung «Al-Sharq Al-Awsat». Ein Einmarsch ausländischer Truppen wie in Afghanistan oder im Irak sei aber derzeit nicht sinnvoll, weil das jemenitische Regime zwar «teilweise gelähmt», aber noch nicht völlig kollabiert sei.

Reply Edited on 01/06/2010 12:12 PM.

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