Die Büchse der Pandora - polis-Presseschau

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polis
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Die Büchse der Pandora - polis-Presseschau

von polis am 22.12.2010 09:04




Presseschau vom 22.12.2010





Die Büchse der Pandora

Befürworter der Präimplantationsdiagnostik ( PID ) sehen gute Chance zur Verabschiedung ihres neuen Gesetzentwurfes im Bundestag. Überparteiliche Koalitionen aus Gegnern und Befürwortern stehen sich in ethisch-sachlicher Auseinandersetzung gegenüber. Manche Gegner fürchten die Öffnung der Büchse der Pandora.





fr-online.de

Gute Chancen für PID-Befürworter

… In einem sind sich alle einig: Die Debatte über die Präimplantationsdiagnostik (PID) gilt, obwohl erst am Anfang, schon jetzt als neue Sternstunde des Bundestags. Kein Fraktionszwang presst die Abgeordneten in ein enges Entscheidungskorsett, sie können frei nach ihrem Gewissen abstimmen. Und so haben sich wie zuvor bei der Patientenverfügung oder der Stammzellenforschung interessante Gruppierungen gebildet: Unions-Fraktionschef Volker Kauder (CDU) arbeitet mit SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles zusammen, auf der anderen Seite kooperieren etwa Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) und die Linken-Politikerin Petra Sitte. …




faz.net

Befürworter der PID stellen Gesetzentwurf vor

… Eine Gruppe von Abgeordneten aller Fraktionen stellt heute einen Gesetzentwurf vor, der eine bedingte Erlaubnis der Präimplantationsdiagnostik (PID) vorsieht. Danach soll das Embryonenschutzgesetz um einen Paragraphen erweitert werden, der die PID verbietet, aber bestimmte Ausnahmen zulässt. So wäre die PID nicht rechtswidrig, wenn aufgrund einer genetischen Vorbelastung eine „hohe Wahrscheinlichkeit für eine schwerwiegende Erbkrankheit“ vorliegt oder wenn die hohe Wahrscheinlichkeit einer Tot- oder Fehlgeburt besteht. In diesem Fall hätten Paare die Möglichkeit, sich an bestimmten Zentren behandeln zu lassen, nachdem sie eine medizinisch-psychologische Beratung in Anspruch genommen haben. …




spiegel.de

Parlamentarier legen PID-Gesetzentwurf vor

… Seit Jahren ist die Präimplantationsdiagnostik (PID) politisch, juristisch und moralisch höchst umstritten, eine gesetzliche Regelung soll Klarheit bringen. Und schon jetzt formieren sich Gegner und Befürworter im Bundestag. Bislang gibt es drei Anträge für Gesetzentwürfe - den ersten legte eine Gruppe von Abgeordneten aus allen Fraktionen am Dienstag vor. …




sueddeutsche.de

PID-Befürworter rechnen mit Mehrheit

… Bei der PID werden im Reagenzglas erzeugte Embryonen vor der Einpflanzung in den Mutterleib auf Gendefekte untersucht, um gegebenenfalls aussortiert zu werden. Der Gesetzentwurf der Befürworter sieht zwar vor, die PID prinzipiell zu verbieten. Sie soll aber in Ausnahmen zulässig sein, wenn mindestens ein Elternteil die Veranlagung für eine schwerwiegende Erbkrankheit in sich trägt oder mit einer Tot- oder Fehlgeburt zu rechnen ist. ...

zum Bild
:
Das Bild zeigt einen menschlichen Embryo ungefähr am dritten Tag seiner Entwicklung, dem mit einer Saugpipette eine Zelle entnommen wurde. Das Foto wurde mit Hilfe eines Mikroskops gemacht. Von blossem Auge ist der Embryo unsichtbar oder höchstens als winziges Pünktchen zu erkennen. Anhand des Erbmaterials der entnommenen Zelle kann ein im Labor gezeugter Embryo vor der Übertragung in die Gebärmutter genetisch untersucht werden.

Antworten Zuletzt bearbeitet am 22.12.2010 09:20.

phantadu

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Re: Die Büchse der Pandora - polis-Presseschau

von phantadu am 22.12.2010 11:05

Ich selbst kann mich da nicht eindeutig für eine Position entscheiden. Natürlich verstehe ich die Bedürfnisse und Argumente der potentiellen Eltern, die Erbkrankheiten in sich tragen, aber die Gegenargumente wiegen mindestens genauso stark. Der Begriff "Büchse der Pandorra" ist passend... Leider ist sie bereits geöffnet und es ist meiner Meinung nach nur eine Frage der Zeit, wann der Supermensch serienmäßig gezüchtet wird... Zur Menschlichkeit gehört nun mal, dass man auch Fehler und Schwächen akzeptiert, der Natur ihren Lauf lässt und jeden so annimmt, wie er ist. Eine Gesellschaft, die das "Menschliche" immer mehr ablehnt und prophylaktisch verhindern will, wird zwangsläufig noch kälter.

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Eidgenosse

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Re: Die Büchse der Pandora - polis-Presseschau

von Eidgenosse am 22.12.2010 12:03

PID ist meines Wissens auch für missbildungen von Babys verantwortlich.
Warum ein neues risiko eingehen?
das soll aber auch nicht verboten werden , aber von den eltern selber bezahlt werden.

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polis
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Re: Die Büchse der Pandora - polis-Presseschau

von polis am 22.12.2010 12:31

Eidgenosse,
es ist eher umgekehrt. Mit Hilfe von PID sieht man die Möglichkeit verebbare Krankheiten via Reagenzglasselektion ausschließen/verhindern zu können.

phanta,
da haben wir das gleiche Problem. Müsste ich mich heute, z.B. als Abgeordneter, entscheiden - ich wüsst nicht wie.

Die Gefahr weiterer, für mich inakzeptabler, Menschenzuchtoptionen ist ein furchtbarer Gedanke. Die Ansprüche/der berechtigte Wunsch von Eltern auf ein gesundes Kind - im Sinne auch des Kindes - wiegen auch sehr schwer. Ein echtes Problem! Wir stossen hier an die Grenzen dessen, was wir unter Ethik bislang verstehen.

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phantadu

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Re: Die Büchse der Pandora - polis-Presseschau

von phantadu am 22.12.2010 13:07

Bei ethischen Fragen ist es immer auch eine Wertefrage. Liebe ich mein Kind, weil es so hübsch ist? Liebe ich mein Kind, weil es gesund ist? Liebe ich mein Kind, weil es so brav und so gut in der Schule ist? Oder ist Liebe nicht immer auch ein "trotzdem"? Es ist nicht schwer, das Perfekte zu lieben, zu bewundern und sich im Lichte derer zu sonnen, die sich von der Masse positiv abheben. Das ist keine Kunst und meiner Meinung nach nichts mit Liebe zu tun. Ich liebe dich solange, solange du reich bist... das ist genauso ein Schwachsinn wie: Ich liebe dich, weil du (noch) so hübsch bist....

Mag sein, dass ich das Leben zu sehr von einer übergeordneten Warte sehe. ich bin überzeugt davon, dass wir nicht nur dieses eine Leben haben. Insofern kann ich Äußerlichkeiten einfach nicht den Wert beimessen wie viele andere. Mich interessiert immer das Wesen dahinter... Meiner Überzeugung nach sind wir alle hier, um Erfahrung zu sammeln und lieben zu lernen...und zwar bedingungslos. Wer sein Kind ablehnt, weil es nicht der Norm entspricht, ist auch unfähig, ein "Gesundes" zu lieben, denn diese Liebe ist an Erwartungen geknüpft und das widerspricht dem Prinzip "Liebe" Lieblose Eltern braucht kein Mensch!

Aber dein Argument, Polis, von wegen dem potenziellen Kind im Zweifelsfall unsägliches Leid zu ersparen, ist natürlich auch wieder überzeugend. Wer will schon, dass die Liebsten oder überhaupt irgendwer leiden muss? Aber Behinderung ist nicht automatisch ein schreckliches Schicksal. Das ist Unfug!!! Ich kenne Behinderte, die deutlich glücklicher sind, als so mancher, der von Natur aus begünstigt ist...

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Trotzki

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Re: Die Büchse der Pandora - polis-Presseschau

von Trotzki am 22.12.2010 16:27

Wenn man verhindern kann, dass man behinderten Nachwuchs bekommt, dann muss man das tun.
Ganz abgesehen von den Belastungen der Eltern, die nicht selten in den wirtschaftlichen Ruin führen oder zumindest einen immensen Verlust an Lebensqualität mit sich bringen, kann mir auch niemand einreden, dass eine schwere Behinderung das betroffene Kind in einer ungestörten Entwicklung nicht beeinträchtigt. Das Gerede von gesellschaftlichen Hilfen für die Betroffenen wird jeden Tag ad absurdum geführt. Wer mal zeitweilig einen Rollstuhl brauchte, der weiß, welche Barrieren im normalen Leben fast unüberwindlich sind. Ich hätte kein Problem, mich zu entscheiden. Auch in Kenntnis des Missbrauchsrisikos.

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