Oh, wenn der General ein Schuster sei ...

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redaktion
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Oh, wenn der General ein Schuster sei ...

von redaktion am 05.07.2011 20:09




Oh, wenn der General ein Schuster sei ...
von polis-Gastautor Thomas de Torquemada


TdT

In der "ZEIT" las ich kürzlich einen Artikel über den Panthersprung nach Agadir. Auslöser waren neben dem Wettrennen um die Aufteilung der letzten noch nicht kolonialisierten Gebiete der Welt die damit letztendlich verbundenen handfesten wirtschaftlichen Interessen, konkret in Marokko Erzvorkommen, auf welche u.a. auch die deutsche Schwerindustrie schielte.

Liest man der Tage die Reden, Veröffentlichungen bspw. des aus dem Amt geflohenen Bundespräsidenten Köhler oder des Vorsitzenden der Münchner Sicherheitskonferrenz Ischinger, die auf eine aktive, auch militärisch begleitete Außenpolitik mit einem Schwerpunkt der Ressourcensicherung hindeuten oder solches gar propagieren, betrachtet dies auch noch vor dem Hintergrund politischer Entwicklungen und militärischer Konflikte auf der Welt, insbesondere der Einflußnahmepolitik Chinas auf Afrika, welches dort Zug um Zug seinen Dollarberg in Rohstoffoptionen umwandelt, so könnte man zu dem Schluß kommen, daß das alte Wettrennen sozusagen neokolonialistisch neu gestartet worden ist.

Man ist zwar von der Idee der direkten Bildung imperialer Territorien abgerückt, aber zu einer Politik direkter (Libyen, Irak, Afghanistan) oder indiekter Einflußnahme übergegangen, indirekt am Bsp. Saudi - Arabiens, indem man sich durch die Gefälligkeit von Waffenlieferungen natürlich Marktvorteil sichert und eine gewisse gegenseitige Abhängigkeit generiert, die natürlich auch Einflußnahme zuläßt.
Daß man dabei diverse Augen schließen muß, was das Gebaren des pseudomonarchistischen, korrupten Regimes im mittleren Osten anbelangt, aber auch dessen Förderung seltsamer islamischer Einrichtungen hierzulande, tritt in Anbetracht des Wunsches, ein Regime zu stützen, das eine gewisse Scheinstabilität garantiert und damit die Ölversorgung sicherstellt, in den Hintergrund.
Manch einer mag das sogar Realpolitik nennen, wenn er unter Realpolitik ein Schachspiel versteht, bei welchem man über den ersten Zug hinaus nicht weiter nachdenken muß. Aber auch zum Panthersprung trieben damals kurzsichtige realpolitische Überlegungen an, die bis zum ersten Zug sogar ganz erfolgreich waren, als gegen Verzicht auf Marroko Deutschland ein großes, aber wertloses Stück des französischen Kongo erhielt, über den ersten Zug hinaus entpuppte sich das ganze aber als realpolitisches Desaster, als entgegen der Kunst des Möglichen die eigenen Möglichkeiten weit überschätzt und Mißtrauen gesäht wurde. Unter Realpolitik hatte Bismarck eigentlich etwas anderes verstanden.

Der neokoloniale Wettlauf um Ressourcen, der in gewisser Weise unter dem euphemistischen Deckmantel der Globalisierung die Tendenz entwickelt, die Welt wieder in Interessensphären abzustecken,gebiert aber gerade wieder ein Konfliktpotential, wie es in längst vergangenen - und vergessenen - Zeiten charakteristisch war, gebiert eine Menge neuer Wespennester, in welchen man arglos beginnt herumzustochern.

Daß Generale hier immer gern dabei sind, ist aus der Geschichte ebenso bekannt. Deshalb hatte ein gewisser Clausewitz durchaus das Primat der Politk vor dem Militär, was man heutzutage auch als Primat der Politik vor der Wirtschaft erweitern sollte, formuliert. Auf Clausewitz bezogen sollte man gewissen Generalen also zurufen: "Schuster, bleib bei deinen Leisten!"

Antworten Zuletzt bearbeitet am 05.07.2011 20:10.

polis
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Re: Oh, wenn der General ein Schuster sei ...

von polis am 05.07.2011 20:14

und durchaus, bitte, im zusammenhang mit dem herrn obergeneral : http://www.p-ffd.de/forum/t.10953977-kujat_begruesst_panzer-lieferungen_nach_saudi-arabien.html#10953977

Antworten Zuletzt bearbeitet am 05.07.2011 20:15.

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