Fans von Schwarz-Gelb

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victor

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Fans von Schwarz-Gelb

von victor am 26.10.2009 10:59



fr-online.de


TV-Kritik "Anne Will"
Fans von Schwarz-Gelb
Von Daland Segler

Es ist ja noch immer ein Rätsel: War es Dummheit oder Zynismus, dass die künftige Regierung und ihre Chef-Schwadroneure Ronald Pofalla und Guido Westerwelle verkündeten, man werde eine große soziale Ungerechtigkeit beseitigen – um dann das "Schonvermögen" von Hartz IV-Empfängern zu nennen, das nun aufgestockt werden solle.

Wer sich gestern Abend Anne Wills Polittalk antat, musste allerdings zu dem Schluss kommen, dass es doch Dummheit war, so leicht wurde diese Zirkus-Nummer auseinandergenommen: Nicht mal drei Prozent der Armen werde damit etwas Erleichterung zuteil, berichtete Marion von zur Gathen vom Paritätischen Wohlfahrtsverband. Und kritisierte zu Recht (und vom Hinweis Wolfgang Schäubles auf ein anstehende Urteil des Verfassungsgerichts kaum entkräftet), dass CDU und FDP nichts gegen die Kinderarmut in ihren Koalitionsvertrag geschrieben hätten.

Und damit nicht genug: Jürgen Trittin von den Grünen legte genüsslich dar, dass die Erhöhung des "Schonvermögens" schon einmal geplant, aber von den CDU-geführten Bundesländern im Bundesrat blockiert worden war. Da merkte sogar der Westerwelle-Klon von den Jungliberalen, ein Herr namens Johannes Vogel, dass er mit seinen Lobpreisungen dieser Maßnahme keinen Blumentopf gewinnen konnte und wich rasch auf andere Segnungen aus, derer uns die neue "Schwarz-Geld"-Regierung teilhaftig werden lassen will. Wenn das die Politiker von morgen sind, dann Gute Nacht.

Man muss der Redaktion von Anne Will diesmal den Vorwurf machen, die Gäste schlecht ausgewählt zu haben – jedenfalls, wenn man an niveauvollen Argumenten der neu gewählten Regierung Interesse haben sollte. Denn neben dem wie üblich eher ruhigen Wolfgang Schäuble, der immerhin einräumte, dass alles auch ganz anders kommen könne als von Merkels Regierung geplant, und Johnnes Vogel hatte man von den Fans der Schwarz-Gelben noch Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt eingeladen, und der gab nur eines zu erkennen: Dass der Vorwurf, die neue Regierung betreibe Klientelpolitik, nur zu berechtigt ist.

Hundt scheute sich nicht, die alte Lügen-Mär zu erzählen, wenn man "die Wirtschaft" – also die Unternehmer – nur genügend päppele, dann werde es schon bergauf gehen. Quelle, Opel und Co. lassen grüßen... Als Gegenpart erwiesen sich der sonst gewiss nicht polemikferne Jürgen Trittin von den Grünen an Argumenten und Detail-Kenntnis den Gesundbetern Hundt und Vogel derart überlegen, dass ihn Moderatorin Will schon bremsen zu müssen glaubte.

Und als weiteres seriöses kritisches Element in dieser Talkrunde über eine offenbar nicht besonders seriös planende Regierung nannte Zeit-Journalistin Elisabeth Niejahr Argumente, denen Schäuble und Vogel am Ende nur noch damit begegnen konnten, dass sie Niejahr nicht ausreden ließen. Wenn die Merkel-Regierung keine besseren Verteidiger ihrer Sache in ihren Reihen hat, muss Anne will zur Rettung ihrer Quoten womöglich bald vom Polit- auf einen Kultur-Talk umschalten.

Antworten Zuletzt bearbeitet am 26.10.2009 11:00.

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