KNDM: Heiße Luft aus Bergisch Gladbach

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KNDM: Heiße Luft aus Bergisch Gladbach

von polis am 31.08.2011 11:06

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KNDM: Heiße Luft aus Bergisch Gladbach

von Frank Happel

Gestern (30.08.2011) auf Facebook:

„Es ist noch nicht soweit. Wir haben länger an den Konzepten gefeilt als geplant, und das ist auch gut so. So etwas ist nicht unüblich in der Medienbranche. Jetzt läuft aber alles nach Plan. Soviel kann ich verraten: kndm.de ist nicht der Name der erwarteten Plattformen. Die angekündigten Projekte werden noch in diesem Jahr unter neuen Namen starten. Einer der Gründe ist, dass ich die KNDM GmbH im Jahr 2011 gegründet habe, um Unternehmungen zu starten, die sich kritisch, nachhaltig, direkt und meinungsbildend mit Themen auseinandersetzen, die Menschen und Gesellschaft bewegen. Unter dem Dach der KNDM GmbH werden verschiedene Medienprojekte und -formate entwickelt und vermarktet. Die KNDM GmbH übernimmt dabei die Rolle eines Inkubators. Es ist unser Anspruch Projekte zu fördern, die das Potenzial haben Veränderungen herbeizuführen."

So schrieb er gestern in Facebook: Konstantin Neven DuMont. Lapidar und überraschend. Naja, überraschend nicht für alle die das Projekt der vier Buchstaben seit Monaten über Facebook und diverse Presseveröffentlichungen mitverfolgen.

Das Projekt KNDM das sich als künftige Internetsite mit dem Anspruch Kritisch, Nachhaltig, Direkt und Meinungsbildend für eine „Entschuldung der öffentlichen Haushalte, Umweltschutz, Verbraucherschutz, Verteidigung der Freiheitsrechte der Bürger, (Überwachungsstaat, Bevormundung), staatliche Exzellenz und Effizienz", mittels investigativem Qualitätsjournalismus einsetzen wird. Diesbezüglich werde die KNDM-GmbH Bewegtbilder, journalistische Inhalte und Podcasts produzieren, die sich mit Missständen in den Bereichen Politik, Justiz, Medien und Wirtschaft beschäftigen und Verbesserungsvorschläge aufzeigen. Start: 01.09.2011.

In seinem unvergleichlichen Mitteilungsbedürfnis, lies der Unternehmensneugründer sein Publikum an der Entwicklung des Projektes teilhaben. Inhalte, Ausrichtung, Anspruch künftiger Themen, Kosten für Anschaffung notwendiger Technik (200.000 Euro), seine Rolle als künftiger Anchorman, personelle Aufstellung, inclusive Kritik an bestehenden Netzaktivitäten künftiger Wettbewerber. Ebenfalls werde seine neue Unternehmung als erstes, reines Internetprojekt die Mitgliedschaft der dpa beantragen um dann, in der Person Konstantin Neven DuMont, für einen Aufsichtsratssitz dort (nach kürzlicher „Aufgabe" desselben) wiederum neu zu kandidieren. Er gab Interviews, bekam eine Homestory – die „Medien" waren interessiert und agierten in KNDMscher PR-Manier. Durchaus mit skeptischen und ironischen Unter- Zwischentönen. Aber sie sprangen auf den Zug.

Besonders aktiv in Unterstützung und Begeisterung fürs künftige Medienportal gebärdete sich die Facebook-Freundschaftsgemeinde des Konstantin. Angefeuert und ständig gefüttert vom Meister selbst, vollzog sich dort absurdes Theater. Dort wurde das künftige Portal gefeiert und belobhudelt, der Mumpitz des Hofhalters in messianische Höhen getragen. Kritiker wiederum wurden beschimpft und bepöbelt. Herzliche Feindschaften geknüpft.

Nun, von einer Minute auf die andere: April, April .., ‚ich mach was anderes und das ist gut so'. Vor einigen Tagen erklärte er noch die Unzuverlässigkeit eines „Profi-TV-Teams" als ursächlich für mögliche Verzögerungen – nun ist es eine grundsätzliche Konzeptionsänderung – beides kann nicht richtig sein. Selbst wenn es Letzteres wäre, eine Erklärung für den Schwenk gibts nicht.

Tatsächlich verhöhnt der Millionenerbe damit seine „Fans" erheblich. Jene, die ihm regelrecht euphorisch ihren Sinn und Verstand angedient haben. Er verlässt sich wohl darauf, dass dort die neuen Häppchen und Brocken, auf die Facebook-Screens geworfen, weiterhin verdaut und goutiert werden. Mag ja auch so sein.

Mit großer Wahrscheinlichkeit ist es wohl so, dass Herr Neven DuMont samt Team, in Konfrontation notwendiger Arbeit und erforderlichem Können, seinen formulierten Ansprüchen gerecht zu werden, eine zu große Diskrepanz entdeckte und der entsprechenden Erkenntnis die Konsequenz schuldete.

Es zeigt sich auch ein recht krasses Profil einer um Anerkennung bemühten, realitätsfernen und mit einem falschen Bild von sich selbst, ausgestatteten Person. Er ist wahrscheinlich gar nicht fähig die Dimensionen seines „Wollens" in adäquates „Tun" umzusetzen. Stichwort: Parteigründung (das nächste Ankündigungsprojekt). Er wird es auch nicht gelernt haben / hat es nicht lernen müssen. Es scheint ihm wichtig zu sein, Mütter- und Beschützerinstinkte zu wecken und er scheint auch nicht in der Lage zu sein, festzustellen, von welcher Art Leute er sich in seinen kleinen Himmel heben lässt.

Bezeichnend sein gestriger Umgang mit kritischen Kommentaren zu seiner neuen KNDM-„Eröffnung". Ein rundes Duzend solcher Kommentare mehrerer User wurden, eben mal so, von ihm gelöscht.

Bleibt zu hoffen, dass die heiße Luft aus Bergisch-Gladbach unsere menschenverantwortliche Klimabilanz nicht allzu stark weiterbelastet. Aber das ein und Andere Emmissionszertifikat wird sich der selbsternannte Umweltschützer DuMont wohl noch leisten können. Trotz seines unrühmlichen Abgangs aus der Vorstandsetage des väterlichen Verlagshauses.

 

Nachtrag:

Die Mediengruppe M. DuMont Schauberg vermeldet heute (FR vom31.08.2011) einen Vorsteuergewinn von 21,6 Millionen Euro in 2010. Eine Verdoppelung zum Vorjahr. Für das laufende Halbjahr sieht man ebenfalls ein sehr gute Entwicklung.

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Frank Happel ist Gründer und Chefredakteur von polis-forum für demokratie

 

Antworten Zuletzt bearbeitet am 31.08.2011 13:21.

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