Etwas von einer alten Tante – letzter Wiederbelebungsversuch

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polis
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Etwas von einer alten Tante – letzter Wiederbelebungsversuch

von polis am 05.05.2011 13:14




Etwas von einer alten Tante – letzter Wiederbelebungsversuch.
von polis-Gastautor Ulrich Kasparick


Ulrich Kasparick

Wenn mir der Landesvorsitzende einer großen Volkspartei am Telefon bedauernd erklärt, man habe keine Handhabe gegen einen Hetzer wie Thilo Sarrazin, dann gibt mir das zu denken.
Es ist schon überaus seltsam, wie ein älterer Herr mit einer 600.000 Mitglieder-Partei Schlitten fährt, ohne daß die wiederum einen Weg sieht, sich klar von ihm abzugrenzen.

Der ältere Herr nun wiederum hat alles getan, damit er Mitglied bleiben kann, denn die Aufregung, die seine Äußerungen regelmäßig auslösen, geben ihm die Aufmerksamkeit, die er, aus was für Gründen auch immer, benötigt. Umgekehrt hat die große Partei ein sehr großes Problem mit dem älteren Herrn, denn die Diskussion um ihn und seine Äußerungen bindet die Kraft, die man eigentlich bräuchte, um sich glaubwürdig für eine moderne Zuwanderungs- und Integrationspolitik einzusetzen. Solange jedoch der ältere Herr als Mitglied weiterhin durch die Gazetten geistert, ist eine solche glaubwürdige Zuwanderungs- und Integrationspolitik nichts als Schall und Rauch – unglaubwürdig eben.

Nun geht mich das eigentlich nichts mehr an, aber ich finde es dennoch betrüblich, wie wehrlos sich da die alte Tante macht, zahnlos, hilflos, orientierungslos. Es ist ein Jammer.

Deshalb will ich einen letzten Vorschlag machen: Klarheit könnte helfen.

Man kann zwei Sätze in die Satzung aufnehmen und von einem Parteitag beschließen lassen.

Der erste Satz heißt:

„Ausländerfeinde haben in unserer Partei keinen Platz und werden ausgeschlossen.“

Der zweite Satz heißt:

„Ausländerfeinde“ im Sinne dieser Satzung sind Menschen, die andere wegen ihrer Herkunft, ihrer Religion oder ihrem kulturellen Hintergrund mit Wort, Schrift oder anderen Äußerungen herabwürdigen, verunglimpfen oder auf andere Weise in ihrer Menschenwürde mißachten.“

An diese beiden Sätze kann man, wenn man mag, noch anfügen, daß sich die Partei stattdessen für eine moderne Zuwanderungs- und Integrationspolitik einsetzt.

Deshalb, liebe alte Tante, kram mal ein bißchen, damit du dein Gebiss wieder findest….Es könnte in der Satzung verborgen sein, nicht in der Handtasche….

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Ulrich Kasparick war langjähriger SPD-Bundestagsabgeordneter und parlamentarischer Staatssekretär im Forschungs- und Verkehrsministerium. Er arbeitet inzwischen als Schriftsteller und Publizist.

Antworten Zuletzt bearbeitet am 05.05.2011 18:28.

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