Deutschland, ein Alptraummärchen

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polis
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Deutschland, ein Alptraummärchen

von polis am 03.03.2012 12:14

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Deutschland, ein Alptraummärchen
von polis Gastautor Thomas de Torquemada


TdT

Also 0,5 % nunmehr. Auf ein Neues. Der Witz, der Treppenwitz der Geschichte hieran ist ja, daß dem Volk etwas als neu verkauft wird, daß die Regierungen selbst sich hier mit einem Durchbruch beweihräuchern, welcher die Rettung darstellen soll, sprich etwas als innovative Errettung des EURO gepriesen wird, was nichts anderes als ein formidabler Etikettenschwindel, uralter, verkorkter Wein in neuen Schläuchen ist: Vor nicht allzu langer Zeit nannte man das ganze "EU - Stabilitätspakt", war es bekannt als "3% - Defizitgrenze" und stand in Verträgen drin, die ein festes, automatisiertes Vorgehen bei Verstoß festlegten, ein Defizitverfahren mit festen Bußgeldern. Wer mehr als 3% Haushaltsdefizit über Bruttoinlandsprodukt machte, sollte harsche Konsequenzen zu spüren bekommen. Weil diese Verträge, in denen dies alles stand, mittlerweile dazu dienen, daß man sich die fetten, elitären Regierungsärsche damit wischt, kocht man diese alte Suppe erneut auf und nennt sie nun "Schuldenbremse". Kann sich irgendjemand an die 3% - Regel erinnern?

Nein, sie liegt zeitlich noch gar nicht soweit zurück, historisch aber soweit wie das böhmische Münzkonsortium (jaja, Geschichte reimt sich). Und erinnert sich noch jemand daran, wer auf diese Regel bestanden hat wie auf eine heilige Kuh, wer Wasser predigte, stets aber Wein soff? Deutschland. Nun also ein neuer Anlauf. Mit neuem Namen. Und stets, wenn man etwas altes mit einen neuen Namen adelt, ist man der Überzeugung, allein des neuen Namens willen müsse es diesmal aber wirklich gelingen. Wenn aber die Staaten zu Zeiten, als Geld noch keine Rolle spielte, die Schuldenberge geringer waren, die Steuereinnahmen sprudelten, die Gefahr von Staatsbankrotten in Europa etwas kurioses wie ein prähistorisches Märchen hatte, Sparpotential also an sich dagewesen wäre, in der guten alten Zeit also sich schon nicht an die 3% hielten, dann darf man wohl jetzt aber versichert sein, mit 0,5% bei Haushalten, die nicht mehr wissen, wo sie das Geld herbekommen, denen die Ausgaben davonrennen, so daß man sie nur durch Gelddrucken einfangen kann, in einer Zeit also, da in Kerneuropa erstmals wieder das Gesicht der Verelendung, des Hungers, der Verzweiflung sich die Maske des Wohlstandes herunterreißt, daß man nunmehr die neue Regel ganz sicher einhalten wird.

Deutschland ist und bleibt ein Wintermärchen. Es gelingt ihm, besser der personifizierten Phantasielosigkeit eines Apparatschiks Merkel, ein Modell von Politik durchzusetzen, das schon längst bis in letzte Konsequenz unter einer anderen Bezeichnung in anderer Zeit durchexerziert worden ist: Brünings Deflationspolitik. Deutschland bleibt ein Wintermärchen, und ob des verlogenen , minderbemittelten Spießertums an seiner Spitze dürfte Heinrich Heine gerade beginnen, in seiner Kiste zu rotieren, wenn er es nicht schon längst tut. Es ist schier unglaublich, wie man sich mit diesem „Durchbruch" selbst und als „Rettung" seine eigene Bevölkerung bescheißt.


Denk ich an Merkel in der Nacht, bin ich um den Schlaf gebracht,
Muß ich aber diese Europäer sehn, will ich erst gar nicht schlafen gehen.

Mit schwäbischem Gruß!

Antworten Zuletzt bearbeitet am 03.03.2012 12:16.

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